Xenon Kino Berlin

Filmkunstkino in Berlin-Schöneberg

Anima - Die Kleider meines Vaters
D 2022 • 94 Min. • FSK: frei ab 6 • dt. Original
Regie: Uli Decker
Buch: Rita Bakacs, Uli Decker
Kamera / Bildgestaltung: Siri Krug
Schnitt / Montage: Amparo Mejias, Frank Müller
Musik: Anna Kühlein

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Die kleine Uli will Pirat oder Papst werden, aber auf keinen Fall den Rollenstereotypen ihres bayerischen Heimatortes entsprechen. Nach dem Tod ihres Vaters bekommt sie von der Mutter seine 'geheime' Kiste als Erbe ausgehändigt. Der Inhalt - hochhackige Schuhe, künstliche Fingernägel, Schminke und eine Echthaarperücke - verändert ihren Blick auf den Vater, ihre Familie und die Gesellschaft, in der sie aufwuchs. Uli Decker erzählt die berührende Lebensgeschichte ihres Vaters als tragisch-komische Achterbahnfahrt durch animierte und dokumentarische Bilderwelten – und wurde dafür dieses Jahr 2022 vollkommen zu Recht mit dem Max-Ophüls-Preis für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet!

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Uli Decker zu Ihrem Film: Als ich aufwuchs, war mir klar, dass einem bestimmte Dinge auf keinen Fall über die Lippen kommen dürfen, weil man sie noch nie jemanden sagen gehört hat. Das Unsagbare wird unfühlbar, undenkbar, unsichtbar, unlebbar – verbannt in die geheimen Winkel, die sich mit niemandem teilen lassen. Dort bleibt jeder einsam, während an der Oberfläche ein anderes Stück aufgeführt wird. Schweigen und Scham graben sich in jede Körperzelle und prägen uns, auch wenn wir gar nichts von ihrer Ursache wissen.
Seit mein Vater starb und ich sein Geheimnis erfuhr, hatte ich einerseits das Gefühl, dass das Leben mir eine Geschichte gegeben hatte, die erzählt werden müsse, andererseits versuchte ich, ihr zu entkommen. Doch sie holte mich immer wieder ein. Daraus einen Dokumentarfilm zu machen, war für mich lange Zeit schwer vorstellbar, denn ich hatte Panik, meine Familie und mich dadurch bloßzustellen und allzu Privates auszuplaudern.
Beim Ringen um die Form half mir die Entscheidung, mit Fantasie und Humor zu spielen und den teils tragischen Inhalt auf formaler Ebene in einen hybriden, queeren, teils barocken, letztlich lebensbeja-henden Film zu übersetzen. Wichtig war mir vor allem, die Zuschauer auf eine innere Reise mitzuneh-men, die enge Kategorien sprengt und den Blick öffnet für tiefe menschliche Erfahrungen und den wei-ten Sehnsuchtshorizont.

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