Cranko
D 2024 • 133 Min. • FSK: frei ab 12 • dt. / engl. Om.e.U.
Regie: Joachim A. Lang
Buch: Joachim A. Lang
mit: Sam Riley (s.a. »Control« (2007)), Lucas Gregorowicz (s.a. »Enfant Terrible« (2020) und »Cattolica« (2004)), Hanns Zischler (s.a. »Walk On Water« (2004)), Friedemann Vogel, Elisa Badenes, Marti Fernandez Caixa, Jason Reilly, Rocio Aleman
Kamera / Bildgestaltung: Philipp Sichler
Schnitt / Montage: Jan Pusch
Musik: Walter Mair
Stuttgart 1960 - als der Choreograph John Cranko mit dem Flugzeug landet, ahnt er nicht, dass dieser Moment sein Leben verändern wird. Er soll am Stuttgarter Ballett als Gast choreographieren. In London, wo er aufgrund seiner Homosexualität zahlreiche Demütigungen bis hin zu einem Arbeitsverbot ertragen musste, hält ihn nichts mehr. In der beschaulichen Stadt erholt sich John Cranko von den erniedrigenden Erfahrungen, niemand scheint sich an seinem unkonventionellen Lebensstil zu stören. Er wird nach kurzer Zeit Ballettdirektor, Liebling des Publikums, gibt sich seiner Kunst und einem berauschenden Lebensstil hin, hat Affären, durchleidet private Rückschläge und tiefe Krisen, führt sein Büro in der Theater-Kantine und bezeichnet seine Compagnie als ‚seine Kinder‘. Der rasante und steile Aufstieg bis zur Weltspitze, das 'Stuttgarter Ballettwunder', machen John Cranko zu einem Superstar seiner Zeit. Angetrieben von der Besessenheit und Leidenschaft für seine Arbeit ist John Cranko immer auf der Suche nach Perfektion. Am Höhepunkt seiner Karriere stirbt er, unerwartet und viel zu jung, auf dem Rückflug von einer Tournee seiner Compagnie aus den USA, inmitten seiner Tänzer:innen, die mit ihm an Bord waren …
Er war einer der größten Choreographen der Tanzgeschichte, ein Künstler, der, wie kein anderer, Bilder und Szenen für die großen Themen der Menschheit schuf: das Leben, das Lieben und das Sterben. Sein Name steht für einen Erfolg, den man überall auf der Welt als das „Stuttgarter Ballettwunder“, als historisches Ereignis der Kunst, feiert: John Cranko (1927-1973).
Der Film zeichnet ein einfühlsames und bewegendes Porträt des faszinierenden Starchoreographen und Künstlers, der das Ballett in Deutschland wie kein anderer prägte: Anfang der 1960er Jahre kommt Cranko nach Stuttgart, und beginnt dort damit, das Ballett zu entstauben: Er stellt eine außergewöhnliche Compagnie zusammen, mit deren Tänzer:innen er das Stuttgarter Ballett an die Weltspitze führt. Er wollte unbedingt die Brasilianerin Marcia Haydée als Primaballerina durchsetzen, obwohl die Leitung dagegen war: Zu dick, nicht schön genug. Dann »Romeo und Julia«, die Inszenierung von »Eugen Onegin«, riesige Erfolge, dann die Einladung an der Met in New York zu gastieren. Ein Triumph! »Spuren - Traces« als Hommage an seine Tänzer, dann die Frage ob man aus dem Thema Auschwitz ein Ballet kreieren könnte. »Ich weiß es nicht«. Nach der Aufführung: Buh-Rufe. Das Deutschland Anfang der 1960-er-Jahre war noch nicht so weit …
Regisseur Joachim A. Lang erzählt das zutiefst menschliche Drama eines Popstars des Balletts. Er beschreibt die Höhen und Tiefen im Leben einer einsamen, fragilen Seele, auf der Suche nach Liebe und Anerkennung und begleitet den unbequemen Geist eines geradezu besessenen Ausnahmekünstlers, der für seine Visionen kompromisslos und selbstzerstörerisch nach künstlerischer Perfektion strebt. Dabei erwachen die bis heute wegweisenden Choreographien Crankos in den anmutigen, melancholischen und berauschenden Tanzszenen auf der großen Leinwand zu neuem Leben und beweisen: Cranko hat die Emotionen in den Tanz gebracht.