Der Kreis
CH 2014 • 106 Min.• frei ab 12
Regie: Stefan Haupt
Buch: Stefan Haupt, Ivan Madeo, Urs Frey
mit: Matthias Hungerbühler, Sven Schelker, Marianne Sägebrecht (s.a. »Im Himmel ist die Hölle los« (1986)), Anatole Taubmann, Stephan Witschi, Andreas Stadler (s.a. »Lose Your Head« (2013) und »Chill Out« (1999) sowie Röbi Rapp und Ernst Ostertag
Kamera / Bildgestaltung: Tobias Dengler
Schnitt / Montage: Christop Menzi
Musik: Federico Bettini
Panorama Publikumspreis Berlinale 2014, Teddy Award Bester Dokumentarfilm Berlinale 2014
Zürich, Mitte der 1950er Jahre. Der junge Lehrer Ernst unterrichtet an einer Mädchenschule und hält aus guten Gründen geheim, dass er an Männern interessiert ist. Er kommt in Kontakt mit der geheimen Schwulenorganisation »Der Kreis« und arbeitet an ihrer gleichnamigen Zeitschrift mit, die Leser in der ganzen Welt hat. Und auf einem der legendären Bälle des »Kreises« verliebt sich Ernst unsterblich in den Travestie-Künstler Röbi. Während die Schweizer Polizei dazu übergeht, die Zürcher Homosexuellen zu registrieren und Angst und Erpressung die bürgerliche Existenzen der Kreis-Mitglieder zu zerstören drohen, gehen Ernst und Röbi eine Liebesbeziehung ein, die ein ganzen Leben lang halten wird. »Wir sind doch keine Verbrecher«, sagt Ernst zu Röbi. Sondern zwei von vielen Menschen, die für ihr Leben und ihre Liebe kämpfen.
bei einem Fest lernt der junge Lehrer Ernst den Travestie-Künstler Röbi kennen …
bei seinen großbürgerlichen Eltern kommt er mit Röbi nicht durch …
doch das kann die zwei nicht auseinanderbringen ...
Historischer Hintergrund des Filmes
Der KREIS, Anfang der Dreißigerjahre gegründet, entstand aus der frühen Schwulenbewegung des 20. Jahrhunderts und stand für ein idealisiertes schwules Selbstverständnis. Als weltweit einzige schwule „Selbsthilfeorganisation“, die die Zeit der Nazi-Herrschaft in Europa überlebt hatte, wurde er zum Vorbild für ähnliche Organisationen in verschiedenen Ländern Europas und sogar in den USA. Gründer des KREIS war „Rolf“, ein Pseudonym für den bekannten Schauspieler Karl Meier. Dieser baute ein internationales Netzwerk auf. Sein wichtigstes Kommunikationsmittel war die Publikation DER KREIS – LE CERCLE – THE CIRCLE. Nebst Kurzgeschichten, Gedichten und Fotos publizierte er in der dreisprachigen Zeitschrift auch Artikel über die Aktivitäten von Homosexuellengruppen aus der ganzen Welt – und trug damit zum internationalen Austausch bei. Rolf stand in Kontakt mit den Schwulengruppen in den Niederlanden, in Skandinavien, Deutschland, Frankreich und den USA. Unter den Zeitschrift-Abonnenten waren viele bedeutende Persönlichkeiten, deren wahre Identität aber die meisten KREIS-Kameraden ebenso wenig kannten wie die Öffentlichkeit. Ab 1948 betrieb der KREIS in Zürich ein Mietlokal im Gebäude des heutigen Theaters am Neumarkt, einen Club, in dem sich die „Homophilen“ trafen, den Gedankenaustausch pflegten und Bekanntschaften schlossen. Der KREIS vereinigte all jene, die für die Rechte der Homosexuellen kämpften – auf rechtlicher Ebene sowie im wissenschaftlichen und kulturellen Bereich. Gleichzeitig war der Club einer der wenigen sicheren Begegnungsorte für Schwule. An den grossen, regelmässig stattfindenden Maskenbällen des KREIS nahmen in den 50er-Jahren jeweils bis zu 800 Schwule teil, die für dieses Wochenende aus ganz Europa angereist kamen. Ab 1959 nahm in Zürich, nicht zuletzt aufgrund mehrerer Morde im „Stricher-Milieu“, die gesellschaftliche Repression zu: Die Zürcher Stadtpolizei legte Schwulenregister an und führte regelmässige Razzien durch. Homosexuelle wurden verfolgt, verhört und misshandelt. Gleichzeitig erlebte der KREIS auch einen internen Strukturwandel. Rolf, der Gründer und „Übervater“ der Organisation, vertrat einen moderat-angepassten Kurs, suchte immer wieder den Konsens mit den Behörden – und war auch zu entsprechenden Kompromissen mit der Sittenpolizei bereit. Dies im Gegensatz zu vielen jüngeren KREISMitgliedern, die ein anderes Selbstverständnis pflegten und kompromissloser dachten. Aufgrund eines 1960 durch den Stadtrat beschlossenen Tanzverbots für Männer mit Männern auf städtischem Boden verlor der KREIS seine wesentlichste Geldquelle, die grossen Ball-Veranstaltungen. 1961 musste das KREIS-Lokal geschlossen werden. Die zusätzlichen internen Diskussionen führten schliesslich dazu, dass die Zeitschrift eingestellt und die gesamte Organisation 1967 aufgelöst wurde. Erst die Zürcher Globuskrawalle lenkten 1968 das Interesse der Öffentlichkeit von den Schwulen ab: Die Polizei hatte „andere Sorgen“. Dank der wertvollen Aufbauarbeit dieser Zürcher Organisation entstanden zahlreiche Nachfolgeorganisationen im In- und Ausland, die eigene Zeitschriften publizierten.
Röbi wurde festgenommen, bei dem Versuch »Der Kreis« nach Nazi-Deutschland zu schmuggeln, seine Mutter ist in Sorge …
Dieser Film lief im Xenon im Oktober 2014